Gertraudenkapelle

Gertraudenkapelle
Gertraudenkapelle, Foto: Johann-Friedrich-Danneil-Museum

Die um 1460 errichtete gotische Gertraudenkapelle liegt unmittelbar vor dem ehemaligen Bockhorner Tor, dem damaligen westlichen Stadteingang. Sie gehörte ursprünglich zu einem Hospital und einer Herberge (“Herberge zur Heimat”), welche Pilgern Unterkunft und Pflege auf ihrem Weg zur Wallfahrt nach Wilsnack bot.

Nach der Reformation verlor das Hospital seine ursprüngliche Funktion und wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts abgerissen. Der Platz diente fortan als Friedhof mit Kapelle für das Dorf Bockhorn und umliegende Ortschaften. 1870 verlor der Friedhof seine Verwendung. Die Kapelle blieb jedoch für kirchliche Zwecke erhalten. Der Volksmund bezeichnete sie scherzhaft als „Bockhorner Dom“ oder auch „Dom zu Salzwedel“.

Bockhorn war ursprünglich ein Vorort von Salzwedel der im 19. Jahrhundert ein Zentrum der Salzwedeler Leineweberei war.

Heute gehört die Kapelle zur Altstädter Kirchengemeinde St. Marien und wird seit 2015 von der evangelischen Gemeinde als Jugendkirche genutzt.

2020 wurde die Kirche saniert.

Neuperverstraße, Kapelle, Gertraudenkapelle, Baudenkmal, geschichtlich, kulturell-künstlerisch, städtebaulich, kultisch; 1450/1460

Gertraudenkapelle, spätgotischer Backsteinsaal der Mitte des 15. Jh’s, ursprünglich Kapelle eines 1421 gegründeten Hospitals, später Kirche der mittelalterlichen Vorstadt Bockhorn; Sachzeuge der kultur-, religions- und stadtgeschichtlichen Entwicklung Salzwedels i.d.ma. Vorstadt Bockhorn; Dokument des spätmittelalterlich- sakralen Backsteinbaus von regionaler Bedeutung; der in seinen
Proportionen gediegene Saalbau mit dem erkerartigen, von einer barocken Schweifhaube bekrönten Türmchen am Westgiebel vertikal akzentuiert, aufgrund seiner exponierten Ecklage an der Kreuzung Holzmarkt-, Neuperver Straße und Dämmchenweg von besonderer städtebaulicher Bedeutung und Wirkungkleiner Backsteinsaal mit dreiseitigem Chorschluss, an den assadenabgetreppte Strebepfeiler, dazwischen zweibahnige Spitzbogenfenster; in der westl. Achse der Nord- und Südseite je ein Portal; diese Abschnitte sowie die Ostseiten breiter und mit dreibahnigen Fenstern; auf dem Westgiebel sechseckiges, erkerartig vorstehendes Türmchen mit geschweifter Haube und verschiefertem Laternenabschluss, gestützt von einer halb nach innen gezogenen Pfeilervorlage, die zugleich eine enge Wendeltreppe enthält; lt. Dehio im Innern Kreuzrippengewölbe über Kopfkonsolen; einige ehem. Ausstattungsstücke, wie beispielsweise der Altar des 16.Jh’s im Danneil-Museum (>An der Marienkirche 3, Propstei, Baudenkmal); 1965 monochrome Neuausmalung

BOCKHORNER TOR: Stadttor unweit der Gertraudenkapelle, zwischen Holzmarktstraße und mittelalterlicher Vorstadt Bockhorn; Zugang zur Stadt von Nordwesten, entsprechend dem Verlauf der historischen Handelsstraße Magdeburg – Salzwedel – Lüchow – Hamburg (sog. Salzstraße), 1797 nach Sturmschaden abgetragen

  • Josef Beranek, Salzwedel – Ein Wegweiser durch die 750 jährige Stadt (1966)
  • Arno Sommerfeld, Hansestadt Salzwedel – Ein Rundgang durch die Geschichte der Stadt (2000) Stadtarchiv Salzwedel
  • Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt, 20.12.2007