Das heutige Amtsgerichtsgebäude war bis zur Vereinigung der Alt- und Neustadt im Jahr 1713 das Rathaus der Altstadt. Der heutige Bau wurde 1509 auf den Fundamenten eines älteren Rathauses aus dem 14. Jahrhundert errichtet. 1233 fand erstmals ein vorheriges Gebäude Erwähnung, das als Kaufhaus der Gewandschneidergilde der Altstadt diente. Es befand sich an der bedeutenden Kreuzung der Handelsstraßen Magdeburg-Lübeck und Hamburg über Lüneburg (“Salzstraße”) sowie Braunschweig-Hitzacker (Elbe).
Nach einem schweren Brand im Jahr 1600, bei dem wertvolle historische Dokumente der Stadt verloren gingen, musste das Rathaus wiederaufgebaut werden. Nach dem Zusammenschluss der beiden Städte nutzten die Bürger den großen Saal für verschiedene Veranstaltungen. Er diente außerdem eine Zeit lang als Heuboden, während im Erdgeschoss die Hauptwache, die Akzisestube, die Stadtwaage und der Ratskeller untergebracht waren. Der Vorplatz diente neben der Nutzung für Gerichtsvollstreckungen als Marktplatz.
1855 kaufte die Justizbehörde das Haus und nutzte es als Gerichtsgebäude. Die Spitzbögen neben dem Eingang zeigen den Standort der früheren Gerichtslaube an, die wahrscheinlich im 16. Jahrhundert zugemauert wurden. Das Gebäude verfügt über ein achteckiges Türmchen mit Kupferhaube, unter dem damals die Sturm- und Feuerglocke hing.
Die reliefartigen Plastiken in den Nischen des rechten Teils sind besonders beeindruckend. Sie umfassen eine Strahlenkranzmadonna, den Heiligen Christophorus, als Schutzheilger der Reisenden, sowie das Wappen des Kurfürstentums Brandenburg.
Im Inneren des Gebäudes sind aufgrund von Umbauten und Zwischenwänden kaum noch Spuren der ursprünglichen Raumgestaltung zu erkennen. Wandmalereien im Ratskeller fielen einem Umbau in den 1930er Jahren zum Opfer.
Das Altstädter Rathaus war über Jahrhunderte hinweg der kommunalpolitische Mittelpunkt der Stadt. Es spielte eine wichtige Rolle in der Unabhängigkeitserlangung, der Entwicklung von Handelsverbindungen und dem Anschluss an die Hanse. Zudem war es auch ein Ort der Geselligkeit und Feste.
Burgstraße 68, Westermarktstraße 2a, Rathaus, Altstädter Rathaus, Baudenkmal, geschichtlich, kulturell-künstlerisch, städtebaulich; 1509, um 1860 Rest. u. Umbau
ehem. Altstädter Rathaus, errichtet ab 1509 (dat.) in zwei Bauphasen anstelle eines 1233 ersterwähnten Vorgängerbaus (Kaufhaus der Gewandschneidergilde); markant der Standort an der Straßenkreuzung der mittelalterlichen Fernhandelsstraße Magdeburg – Lüneburg, der sog. Salzstraße; bis zur Zusammenlegung von Alt- und Neustadt 1713 in dieser Funktion, danach verschiedene Nutzungen, ab 1855 Justizgebäude, in diesem Zusammenhang um 1860 ein freistehender, neugotischer Gefängnistrakt im Hof an der Westermarktstraße errichtet; spätgotischer Backsteinbau auf L-förmigem Grundriss; eines der Hauptwerke profaner gotischer Backsteinarchitektur in der Altmark, zudem ein wichtiger Sachzeuge der Salzwedler Stadtgeschichte;die Fassade des Nordgiebels zur Burgstraße mit achteckigem Turm, Staffelgiebeln und Figurenreliefs in den Stichbogen-Nischen zwischen den Obergeschoßfenstern: Figur der Muttergottes im Strahlenkranz, Figur des Hl. Christophorus sowie Kurbrandenburg. Wappen, darunter die Bauinschrift von 1509; hervorzuheben besonders die Taustäbeaus Backstein, die die Nischen für den Figuren- und Wappenschmuck umgeben; südlich daneben, parallel zum Nordflügel angeordnet, ein weiterer zweigeschossiger Baukörper in annähernd identischem Formenrepertoire, in diesem Bereich die Giebel ungleich aneinanderstoßend, die Höhe der Fenstersimse abweichend; zeitgleich der langgestreckte Seitenflügel mit Giebel zur Westermarktstraße erbaut; ursprünglich im Erdgeschoß zwei im rechten Winkel zusammenstoßende Hallen (Ladengewölbe), diejenige im Ostflügel (Gerichtslaube) mit spitzbogigen Öffnungen, die urspr. offenen Arkaden wohl Anfang 19. Jh. oder im Rahmen der Restaurierung der 1860er Jahre verschlossen, in dieser Zeit auch das zentrale Treppenhaus in spätklassizistischer Formensprache eingebaut; Restaurierung der Außenbauten und Hofinstandsetzung 2005/06