Hinter der Marienkirche in Salzwedel befindet sich die ehemalige Propstei. Das Fachwerkhaus aus dem 16. Jahrhundert beeindruckt durch reiche Balkenschnitzereien und einen runden vorgesetzten Treppenturm sowie einem wunderschönen Portal von 1754.
Nach der Reformation gelangte das Grundstück in den Besitz der Familie von der Schulenburg. Hier wurden in den Jahren 1578 und 1577 für den Kurbrandenburgischen Rat und Hauptmann der Altmark Albrecht IV. von der Schulenburg (1535–1583) das Hauptgebäude und der Marstall erbaut. Der ursprüngliche Vorgängerbau war einst der Sitz des Propstes der Marienkirche, Johann Verdemann und stammt aus dem Jahr 1474.
Später wurde der Gebäudekomplex von der Stadt erworben. Am 28. September 1932 eröffnete hier das Johann-Friedrich-Danneil-Museum. Es beherbergt eine umfassende Sammlung zur Ur- und Frühgeschichte, Stadtgeschichte, einiger Kunstwerke und einer historischen Bibliothek. Zwei besonders wertvolle Ausstellungsstücke sind der “Weinbergaltar” von 1582 mit einer Mitteltafel von Lucas Cranach dem Jüngeren und die “Salzwedeler Madonna”, eine romanische Schnitzfigur aus dem 13. Jahrhundert.
Das ursprünglich 1577 errichtete Nebengebäude war ein ehemaliger Marstall (Pferdestall). Es diente eine Zeit lang als Gästehaus und beherbergte jüngst einen städtischen Kindergarten. Das Fachwerkgebäude wurde im 19. Jahrhundert in der Bausubstanz verändert. Ein weiterer Teil des Gebäudeensembles ist ein Wirtschaftsgebäude (Korn-, Brau- und Waschhaus) aus dem 18. Jahrhundert.
An der Marienkirche 3, 3a, 3b, Propstei, Baudenkmal, geschichtlich, kulturell-künstlerisch, städtebaulich, 1578, 1754 Propstei; 1577, 1881 Marstall, 1746/48 Brauhaus
PROPSTEI mit zugehörigen Funktionsbauten (Marstall, Brauhaus), Vorhof, Lindengarten und ausgedehntem Landschaftspark auf dem Gelände der ehem. Wallanlagen; bereits 1223 erste urkundliche Erwähnung eines Propstes in Salzwedel als Vorsteher des zum Bistum Verden gehörigen Kirchbereichs; eine Bauinschrift in gotischer Minuskel mit Wappenrelief – Rosenkranzkartusche mit Topfhelm und wildem Mann mit Keule – im Treppenturm von Propst Johannes Verdemann aus dem Jahr 1474 überliefert: “ JohesVerdeman … hacdomanodm m cccc lxxiv „; nach der Reformation gelangt die Anlage in den Besitz der Familie von der Schulenburg, die bis zum Verkauf an die Stadt Salzwedel im Jahr 1928 Eigentümer war und deren Bauten v.a. des 16. Jahrhunders das Antlitz des Hofes bis heute weitgehend prägen; das PROPSTEIHAUPTGEBÄUDE, ein dreistöckiger Fachwerkbau von 10 Achsen Länge mit reich beschnitztem Balkenwerk und vorgelagertem, massiven Treppenturm/Wendelstein sowie hohem Satteldachabschluss durch Albrecht den IV.von der Schulenburg(1535-1583) 1578 unter Einbeziehung älterer Bausubstanz (kreuzrippengewölbter Keller, Fundamentreste im Turm) erbaut, die Bauinschrift in der Stockschwelle zum 1. Oberstock in drei Bibelzitate eingebunden: “ Euhesios. z. Aüfgnaden seid ir selig worden dürch den glaüben und das selbige nicht aüfseüch sondern es ist Gotsgabe / nicht aus wercken damit sie niemandtRüme / Vergeblich dienen sie mir die w…(Unterbrechung durch Treppenturm)…tt sind. Matthi 15. / i Johannes. 3. darzu ist der sohnGotserschinedas er de werck des teüfelszerstoer. (Bauinschrift: “ Ich Albrecht von der SchulenburgkFrüins seliger Sohnn hab disHaussgebowett. ANNO. DOMINI. 1578 „) ist er ob sie von Gott sind.“, die Bauinschrift wird vom Schulenburgschen Wappen, dem mit Fähnchen besetzten Ochsen und der Greifenklaue im vierfach geteilten Schild sowie dem Veltheimschen Wappen gerahmt; der Wendelstein viergeschoßig mit oberem Fachwerkstock und Kegeldach; 1754 durch Werner von der Schulenburg (1679-1755) umgebaut, aus dieser Zeit das qualitätvolle barocke Sandsteinportal mit Inschrift und Familienwappensupraporte am Treppenturm stammend, Portalinschrift: “ WERNER GRAFF VON DER SCHULENBURG KÖNIGLICHER DAENISCHER FELD: MARSCHALL. GEHEIMER: RATH DES ELEPHANTENS ORDEN RITTER. CATHARINA MARGRETHA BROCKTORFEN AUS DEM HAUSE WENSIN. ANNO 1754 „; Inschrift in der Schwelle des oberen Turmfachwerkstocks: “ RENOV. ANNO. DOMINI. 1882 „; seit 1932 hier das Johann-Friedrich-Danneil-Museum (Heimatmuseum) untergebracht; im Hof als Nordflügel das zweistöckige Fachwerkgebäude mit Ziegelsichtausfachungen von 10 Achsen mit Satteldach des ehem. MARSTALLs von 1577 in der Redaktion des Umbaus von 1881, vorkragender Oberstock mit Fußstrebengliederung über profilierten Knaggen und schiffskehlprofilierten Füllhölzern, am Hofportal(Inschrift: “ 1577 ANNO 1881″) und östlichem Giebelerker figurierte Knaggen, zwei Bauinschriften mit Familienwappen des 16.Jh’s in der Nordfassade über ehem. Torfahrt (A) und am Erker des Ostgiebels(B) erhalten: A) „ALBRECHT. VON. DER. SCHVLENBVRGK. LEVINS. SELIGER. SOHN. DOROTHEA. VON. VELTHEIM. 1577 „, B) “ ALBRECHT. VON. DER. SCHVLENBVRCH. LEVINS. SELICHERS. SON. DORODEA. VON. FELDTVM. G. L. S „, darüber im Brüstungsriegel Familiennamen von 1881: “ v.d. Schulenburg, v. Quitzow, v. Schwicholdt, v. Veltheim „, a.d. Stockschwelle der Südfassade Bibelzitat: “ Der Herr hat seinen Engeln befohlen, über dir, daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen, als sie dich …“, Westgiebelinschriften: a) unter dem Giebelspieß: “ Renov. Ano. Dom. 1881″, b) an den Stockwerksrähmen: “ Psalm. 91 / Der Herr ist deine Zuversicht / der Höchste ist deine Zuflucht.“, “ Es wird dir kein Uebels begegnen / und keine Plage wird zu deiner Hütte sich nahen. „; das Gebäude (zwischenzeitlich Kindergarten); unmittelbar an der Stadtmauer, an der Westseite des Grundstücks nördlich des Propsteigebäudes der langgestreckte, zweistöckige barocke Fachwerkbau mit Ziegelsichtgefachen von 14 Achsen mit markantem Aufzugszwerchhaus und Krüppelwalmdach des ehem. KORN-, BRAU- und WASCHHAUSes, 1746 bis 1748 errichtet mit hofseitigem Speicheraufzug, die massive Westwand des Baus möglicherweise auf der Stadtmauer aufsitzend (strittig); 2005/06 Instandsetzung und Modernisierung zu Wohnzwecken; an der Nordseite des Grundstücks als Raumgrenze zum Grundstück an der Marienkirche 4 ein kleines Ensemble einstöckiger Fachwerk-Funktionsbauten mit Ziegelausfachung;an der Einfriedung zum Kirchhof die sog. KLUS befindlich, ursprünglich der Zehntspeicher (gehört zum Grundstück: > An der Marienkirche 1-2, siehe Küsterhaus)