Marienkirche

Marienkirche
Marienkirche, Foto: Johann-Friedrich-Danneil-Museum

Die spätgotische Backsteinbasilika gehört neben der Lorenzkirche zur ältesten Kirchengründung Salzwedels und beeindruckt in ihrer Größe. Die Bauphasen lassen sich vom 12. bis zum 15. Jahrhundert verfolgen. Ursprünglich als einfache Feldsteinkirche mit Turm erbaut, war sie Propsteikirche und später Hauptpfarrkirche der damaligen Altstadt. Ihr mehr als 80 Meter hoher und schiefer Turm ist eine Landmarke und prägt weithin sichtbar die Stadtsilhouette Salzwedels. Der drei Meter hohe Feldsteinsockel des Turms ist ein sichtbarer Überrest der ursprünglichen Kirche. Er wird auf 1150 datiert.

Im 13. Jahrhundert, als Salzwedel Mitglied der Hanse wurde, begannen erste Umbauten zu einer romanischen Backsteinbasilika. Durch weitere umfassende Umbaumaßnahmen im 14. und 15. Jahrhundert veränderte sich die Kirche zu einem beeindruckenden fünfschiffigen gotischen Bauwerk mit einem über 80 Meter hohen Turm und spitzbogigen Fenstern. Vor der Reformation wurde die Kirche bis 1541 „Unser lieben Frauen Kirche” genannt.

Im Innern beeindruckt ein über 500 Jahre alter und sehr imposanter Schnitzaltar von 1510, der fast die gesamte Breite des Chores einnimmt. Er ist der größte Schnitzaltar im Norden Sachsen-Anhalts. Weitere kunstvolle Schnitzarbeiten, wie der Markgrafenstuhl und der Propststuhl, zieren die Kirche. Besonders bemerkenswert sind das holzgeschnitzte Lesepult aus dem 13. Jahrhundert und die Renaissance-Kanzel von 1581. Ebenfalls bemerkenswert sind die reich geschnitzten Seitenwangen des Chorgestühls von 1360, Glasmalereien, ein kunstvolles Kruzifix und Reste von Wandmalereien aus dem 13. Jahrhundert. Die Orgel der Firma Furtwängler & Hammer mit barockem Prospekt wurde im Jahr 1914 erbaut.

Dank einer Restaurierung im Jahr 1960 erstrahlt die Marienkirche heute wieder in ihrer alten Schönheit.

An der Marienkirche, Kirche, St. Marien; Baudenkmal, geschichtlich, städtebaulich, kultisch; 12. – 16. Jh.

Ev. Pfarrkirche St. Marien; Pfarrkirche der Altstadt (1112 antiquaurbs, 1197 urbs, 1233 civitas), an deren Südwestrand, in unmittelbarer Nachbarschaft der seit 1223 urkundlich nachweisbaren Probstei gelegen; erbaut ab 1300 unter Einbeziehung älterer Bausubstanz (Feldsteinbau 2. Hälfte 12. Jahrhundert, fünfschiffige Backsteinbasilika 1. Viertel 13. Jahrhundert) zunächst als fünfschiffige Halle begonnen, nach Planwechsel Ende des 14. Jahrhunderts in der heutigen Gestalt vollendet; aus dem 15. Jahrhundert der Bibliotheksanbau mit aufwendigem Sterngewölbe und original erhaltener Ausmalung stammend; um 1500 Anbau der Sakristei; 1496 Vollendung des steilen Turmhelms, dieser mit 86,50 m Gesamthöhe einer der höchsten Kirchtürme der Altmark und Wahrzeichen Salzwedels; Anfang des 16. Jahrhunderts Errichtung der Annenkapelle an der Südseite; die komplizierte und singuläre Baugeschichte der Kirche am Bau größtenteils ablesbar; bedeutsames Dokument des norddeutschen Backsteinbaus vom 13.-16. Jahrhundert, Sachzeuge der geschichtlichen, städtebaulichen und wirtschaftlichen Entwicklung der Hansestadt Salzwedel vor dem Dreißigjährigen Krieg, als sich die Stadt durcherfolgreichen Fernhandel, Zollfreiheit und Münzprivileg zur bedeutendsten Stadt der Altmark entwickelte; die in ihrer Qualität und Dichte hervorragende Innenausstattung der Pfarrkirche von besonders hoher kunstgeschichtlicher Bedeutung; Zeugnisse der Wandmalerei vom 2. Viertel des 13. bis zum 2. Viertel des 15. Jahrhunderts, der Glasmalerei des 14. und 16. Jahrhunderts; der Innenraum durch den qualitätvollen, figurenreichen Schnitzaltar der Zeit um 1510 und die Triumphkreuzgruppe der Mitte des 15. Jahrhunderts dominiert; neben der bau- und kunstgeschichtlichen Bedeutung ist vor allem die besondere städtebauliche Bedeutung der Marienkirche hervorzuheben, deren Turm als städtebauliche Dominante weit in die umgebende Landschaft wirkt und der mit seinem spitzen Turmhelm die Silhouette der Stadt prägt; aufgrund ihres hohen geschichtlichen Zeugniswertes und der architektonischen sowie künstlerischen Qualität des Baus und seiner Ausstattung besitzt die St. Marienkirche nationale kulturelle Bedeutung Restaurierung: 1829-38, 1931-39, 1954-59 Instandsetzung mit Neuausmalung durch Fritz Leweke, dabei die zugesetzten Fenster des westlichen Schiffes wieder geöffnet; 1956-59, 1961-63, 1970-72 Reparaturen der Dächer, 1972 schwere Sturmschäden an den Dachflächen des mit Bleischaren gedeckten Turmhelmes und des mit Biberschwänzen eingedeckten Kirchenschiffs, in der Folge massive Nässeschäden; 1979 Beginn der Reparatur am Turmhelm in Kupfer, Erneuerung der Dachschalung; bis 1977 Reparatur und Schutzverglasung der Farbglasfenster im Chor; ab 1975 Reparatur der Nordfenster des Querhauses, ab 1977 Erneuerung der Fenster des Schiffes, 1988/89 Ausmalung des Hohen Chores nach Befund der gotischen Zweitfassung(schwarze Architekturglieder mit weißen Fugen vor kalkfarbenem Fond), 1996 – 2008 Gesamtrestaurierung: 1996-2001 Turmhelm, 2000/01 Chorfenster, 2002/06 Dächer, Außenwände, Ziergiebel u. Turmschaft, 2002/03 Glockenstuhl und Geläut, 2005/07 Furtwängler u. Hammer Orgel von 1913, 2006/08 Fenster, Fußboden, Bauteiltemperierung u. Innenausmalung

  • Josef Beranek, Salzwedel – Ein Wegweiser durch die 750 jährige Stadt (1966)
  • Arno Sommerfeld, Hansestadt Salzwedel – Ein Rundgang durch die Geschichte der Stadt (2000)
  • Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt, 20.12.2007